«Sell in May and go away» - im Mai Aktien verkaufen, sich während angeblich schwachen Monate an der Börse zurückhalten und im Oktober dann wieder einsteigen: Diese Börsenweisheit wird in den ersten Tagen des laufenden Monates vom Schweizer Aktienmarkt widerlegt. Der Swiss Market Index (SMI) und der Swiss Performance Index (SPI) haben seit Anfang Monat um über vier Prozent zugelegt.

Der Swiss Performance Index befindet sich auf dem höchsten Stand seit über zwei Jahren, und der SMI verzeichnete letzte Woche den stärkten Anstieg seit März 2023.

Gewinne gab es auch an den europäischen Märkten. So erreichte der deutsche Leitindex DAX einen neuen Rekordstand. Und der MSCI World legte im Mai um 3,5 Prozent zu, womit die Verluste aus dem April wieder ausgeglichen wurden. Grund für den Börsenoptimismus sind wieder aufgekommene Hoffnungen auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed. Ob diese Hoffnungen gerechtfertigt sind, zeigt sich am Mittwoch, wenn in den USA die Inflationsdaten für den April publiziert werden.

Insbesondere sechs Aktien haben sich am Schweizer Markt in den ersten Maitagen hervorgetan:

Geberit

Die Aktie des Sanitärtechnikkonzern hat seit Monatsbeginn 12 Prozent zugelegt. Auftrieb gaben die besser als erwartet ausgefallenen Erstquartalszahlen, die Geberit vergangene Woche präsentiert hat. Das Umsatzminus betrug zwar 1,4 Prozent, Analysten hatten jedoch mit einem Rückgang um 2,9 Prozent gerechnet. Höher als angenommen war mit 32,8 Prozent auch die operative Gewinnmarge.

Experten sind bei Geberit aber nicht so optimistisch wie der Markt: Laut Analystenschätzungen wird die Geberit-Aktie in den nächsten zwölf Monaten auf 475.32 Franken (derzeit: 550 Franken) sinken. Dieses Kursziel geht aus 19 von Bloomberg eingeholten Experteneinschätzungen hervor.

UBS

Die Aktie der einzigen global tätigen Schweizer Bank verzeichnet in diesem Mai ein Plus von 12 Prozent und erreicht derzeit einen Wert von 27.30 Franken. Aufwind hat der Milliardengewinn im ersten Quartal des Jahres gegeben, welcher Anfang Monat präsentiert wurde und die Analystenprognosen übertroffen hatte.

Gegenwind könnte die UBS von einer schärferen «Too-big-to-fail»-Regulierung, insbesondere von höheren Kapitalanforderungen erfahren. Es geben denn auch bloss elf von 26 Analysten eine Kaufempfehlung für die Aktie ab, elf stufen den Titel mit «Halten», vier würden ihn verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 28.09 Franken - lediglich rund 80 Rappen höher als der derzeitige Stand.

OC Oerlikon

Einen fulminanten Start in den Börsenmonat legte auch das Industrieunternehmen OC Oerlikon hin. Die Aktie legte im Mai über 19 Prozent auf 4.82 Franken zu. Am Freitag befand sie sich sogar bei 4.9040 Franken und damit auf einem 52-Wochen-Hoch. Schwung gaben ebenfalls die Erstquartalszahlen, die Anfang letzter Woche präsentiert wurden. Umsatz, Betriebsergebnis und Auftragseingang sanken zwar, die Zahlen stellten sich insgesamt aber besser dar, als Analysten prognostiziert hatten.

Experten zufolge hat die Aktie in den nächsten zwölf Monaten allerdings kaum mehr Luft nach oben. Das durchschnittliche Kursziel, das auf neun Einschätzungen beruht, liegt bei 4.85 Franken.

Idorsia

Das kriselnde Biotechunternehmen aus Allschwil BL kann sich in diesem Monat über einen Kursgewinn von 23 Prozent freuen. Die Aktie steigert sich von 1.81 auf 2.24 Franken. Sie ist damit aber noch deutlich entfernt vom Jahreshoch, das sie Ende Februar beim Kurs von 2.86 Franken kurzzeitig erreicht hatte. Nicht zu erwähnen von den fast 34 Franken, welche der Titel noch im Januar 2020 erreicht hatte.

Schub erhielt das Idorsia-Papier jüngst unter anderem letzte Woche. Die Gläubiger stimmten neuen Konditionen für eine Wandelanleihe zu. Das Echo der Börse: ein Kursplus von 7,5 Prozent am Tag nach dem Wandelanleihen-Deal. Mit dem aktuellen Wert von 2,24 Franken könnte die Aktie ihren mittelfristigen Höhepunkt bereits erreicht haben. Denn die Unsicherheiten über die Kapitalisierung und bezüglich der Liquidität der Firma bleiben bestehen.

AMS Osram

Der Halbleiterhersteller befindet sich auf Erholungskurs, nachdem die Aktie bereits am 19. April mit 0.9150 Franken auf einem 52-Wochen-Tief notiert hatte. Zugesetzt hatte dem Titel zuvor die Stornierung des Schlüsselprojekts der Micro-LED-Strategie. Im Mai beträgt das Plus nun 10 Prozent Prozent. Weiter nach oben könnte es gemäss Analystenprognosen noch bis 1.62 Franken (aktuell: 1,24) gehen - dem durchschnittlichen Kursziel von elf Analysten. Fünf Experten geben eine Kaufempfehlung ab, fünf stufen den Titel mit «Halten» und drei mit «Verkaufen» ein.

Sensirion

Für den Sensormodule-Hersteller aus Stäfa ZH brachte der Mai ein grösseres Aufatmen. Nachdem die Aktie seit Jahresbeginn von fast 80 auf zwischenzeitlich unter 58 Franken getaucht war, kletterte sie allein in den vergangenen zwei Wochen von 60.70 auf 69.40 Franken. Die Kurssteigerung setzte schon vor einer Mitteilung ein, Sensirion könne mit einer neuen Sensor-Plattform die subkutane Medikamentenabgabe deutlich verbessern.

In den kommenden zwölf Monaten sehen Analysten aber nur beschränkt Luft nach oben. Das durchschnittliche Kursziel von sechs Experten liegt bei 73.83 Franken. Drei Analysten empfehlen, die Aktie zu kaufen. Drei Experten stufen sie mit «Halten», einer mit «Verkaufen» ein.

Aktien mit weiterem Potenzial

Einige Aktien haben einen bemerkenswert guten Start in den Mai hingelegt und können sich gemäss Analysten noch deutlich steigern. Das Papier von Sika beispielsweise hat in den letzten zwei Wochen mehr als fünf Prozent hinzugewonnen und notiert nun bei 277 Franken. Derweil veranschlagen Analysten das Kursziel mit 290.58 Franken.

Die Aktie von Alcon wird momentan zu 74.30 Franken gehandelt - zirka fünf Prozent höher als Ende April. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 83.17 Franken.